jueves, 31 de diciembre de 2009

Ein Gedicht von Stan Lafleur


Bad Säckingen

Bad Säckingen auf den ersten Blick: Brunnen, Parkbänke, Kurkliniken und -cafés, sowie eben: Trompeter. Ein wenig Grillbudensumpf um den Bahnhof herum. Ein Müllmuseum soll es hier geben. Für einen Kurort dürfen erstaunlich viele Laubbläser, Steinbohrer und Preßlufthämmerer ihren stumpfen Industrial-Sound entfalten. Dazu die Cabriofahrer: Je undifferenzierter der Musikgeschmack, desto weiter nach rechts gedreht ihre Volumenregler. Flucht ins Münster mit seinen sehenswerten Fresken, Skulpturen und Reliquienschreinen. Plötzlich bin ich der führende Lärmproduzent: Das Quietschen der Gummisohlen meiner Dachdeckerschuhe scheint sich im heiligen Raume von selbst zu verstärken. Raus in die Natur. Auch die kleine Schweiz am anderen Ufer des flaschengrünen Hochrheins produziert ein fettes Pfund Verkehrslärm. Nach einer halben Stunde erreiche ich den Fähranleger für Rheinquerungen hinüber ins eidgenössische Mumpf. Die Fähre geht nur zu wenigen Stunden die Woche. Schade. Auf Schweizer Seite mumpft Mumpf stoisch im Schienen- und Straßenlärm, auch das Gekrächze eines Mumpfer Kleinkinds trägt das Wasser herüber, „NDB sind alle Hurensöhne“, hat eine jugendliche Hand in das Wartehäuschen gekritzelt, flach eilt der Rhein von dannen und entkommt sich nicht. Eine Eidechse wuselt durchs Ufergebüsch. Unter der Autobrücke mit Spraylack: „People not profit“ – der Sinn wechselt mit der Betonung. Auf der Schnellimbißmeile zum Aufgang der Holzbrücke herrscht chicque`s Apostrofieren: Im Rhybrugg gibt’s „Cocktail`s Und Und Milch-Shake`s – Latte M. – Cappu. – Säfte – Biere“, das Menü im Imbiss an der Holzbrücke lautet wie eine mathematische Gleichung „Currywurst mit Pommes und 0,2 lt. Cola = 4,80“, das passende Motto „Kebap und Pizza`s“. Über Scholle`s Croque Laden galoppiert ein fescher Bronzetrompeter auf füsslilike wieherndem Roß. „Gegen Wasser und Feind im Jahre 1343 erbaut wurde der Gallusturm im Jahre 1973 von der Narrenzunft Saeckingen wiederhergestellt als Bollwerk gegen Truebsal.“ Da steht er nun. Etwas rheinauf das EnBW-Bollwerk zur Energieerzeugung, das Wehr des Laufwasserkraftwerks, aus dessen einzig offener Schleuse ein mörderisch anmutender Teilrhein strömt. Im Haus der Fischerzunft eine eigentlich geschlossene Fotoausstellung mit Motiven vom Bergsee. Doch der Fotograf lauert auf Besucher, erzählt von seinen monetschen Ansätzen. Ach ja, der Bergsee, dorthin machte doch das halbe Säkkingen einen Picknickausflug, in Scheffels Trompeter, und bald trat der mißmutige Waldgeist Meisenhartus in Erscheinung. Durch die Unterführung hinterm Bahnhof („das Geld wird töten“), vorbei an alten Mühlsteinen und Hanfreiben, sowie eher neuzeitlich ausschauenden Kurkliniken und Altenheimen entere ich den Hotzenwald.


* * *


Stan Lafleur geboren 1968 in Karlsruhe. Lebt in Köln. Bisher zwölf Einzeltitel (Lyrik und Prosa). Außerdem Hörspiele und zahllose Publikationen für Print, auf MC, LP, CD, DVD, im Radio, TV und Internet. Ausgewählte Gedichte wurden für Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und Festivals ins Arabische, Englische, Französische, Italienische, Kroatische, Persische, Polnische, Rumänische, Russische und Spanische übersetzt. Sein Werk erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. Letzte Einzeltitel: die welt auf dem fusz, Fußballgedichte mit Halbzeitpause, Koall Verlag, Berlin 2006; blick in den himmel, Verlag im Proberaum 3, Klingenberg 2009.

Ein Gedicht von María Paz Levinson


Todo el día escuchando la motosierra

En el tiempo que preparo algo para almorzar
se puede cortar un tronco bastante ancho.
Los movimientos de los últimos días
habían avanzado el final para el único árbol de la cuadra.
Ahora suena ese mosco gigante que chilla y se calla
y vuelve a chillar, tan molesto que cierro las ventanas.
Quiero que le pase algo malo al señor por cortar el árbol
pero en el momento que pienso eso me siento culpable:
es un trabajador, como vos enseñas él tiene que cortar el árbol.
El árbol es lo único que veo cuando abro los ojos desde la cama
el verde del ficus que se mueve con el viento
y ahora escucho, no quiero mirar cuando caiga
pero no hago más que estar en la ventana,
le lleva mucho tiempo cortarlo
calculo que el árbol tiene muchos años, la madera debe ser dura
no quiero mirar pero me cuesta no escuchar,
mejor me visto, salgo, cruzo y lo ayudo
así termina todo esto más rápido
nos podemos reorganizar: él sigue con la motosierra,
y yo puedo terminar con el hacha.



Den ganzen Tag die Motorsäge

In der Zeit, in der ich das Mittagsessen zubereite
kann man einen ganz schön dicken Baumstamm durchhacken.
Die Entwicklungen der letzten Tage
haben das Schicksal des einzigen Baums der Straße besiegelt.
Jetzt brummt diese Riesenfliege und verstummt
und heult wieder auf, so nervtötend, dass ich das Fenster schließe.
Ich will, dass dem Mann, der den Baum fällt, etwas zustößt,
aber kaum denke ich das, fühle ich mich schuldig:
Er ist ein Arbeiter, und wie du immer sagst, muss er den Baum fällen.
Wenn ich meine Augen vom Bett aus aufschlage, sehe ich nur den Baum
den grünen Fikus, der sich im Wind neigt,
und jetzt höre ich hin, will aber nicht zusehen, wenn er ihn fällt
mache nichts anderes, als am Fenster zu sitzen,
es dauert lange, ihn zu fällen
ich schätze, dass der Baum sehr alt ist, sein Holz wird schon hart sein
ich will nicht hinsehen, aber es fällt mir schwer nicht hinzuhören,
ich sollte mich anziehen, rausgehen und ihm helfen
so kommt das alles schneller zu einem Ende
wir können uns zusammentun: Er macht weiter mit der Motorsäge,
ich stoße mit der Axt hinzu.


(Übersetzt von Sarah Otter und Timo Berger)

* * *

María Paz Levinson wurde 1978 in San Carlos de Bariloche, Patagonien, geboren. Sie veröffentlichte die Gedichtbände "Ojos o luces" (1998) und "Blume" (2000) in den Ediciones del Diego, Buenos Aires, und eine Übersetzung des Gedichts "The Dancer" von H.D.. Gedichte von ihr erschienen in Zeitschriften und Anthologien, u.a. in Nunca nunca quisiera irme a casa (Buenos Aires) und Revista de Belleza y Felicidad (Buenos Aires). In den späten 90er Jahren hängte sie zusammen mit anderen Dichterinnen jeden Samstag auf der Plaza Almagro, Buenos Aires, Gedichte an einer zwischen Bäume gespannten Wäscheleine auf. Passanten durften die Gedichte mitnehmen oder eigene zum Tausch anbieten. Ähnliche Aktionen führte sie in Barcelona, Bariloche und Berlin durch. Außerdem ist sie Mitorganisatorin eines jährlich stattfindenden Poesie- und Kunstfestivals in Bariloche.

Un poema de Raúl Hernández


POLAROID


Los patines con alas
en el polerón Playboy
que lleva mi padre
en una foto
sacada el año 1982
parecieran
resaltar en la imagen.

Mi padre
contemplando el horizonte
inalterable como ahora
que ve un partido de fútbol
en el canal 7
mientras lo observo
sentado en el sillón.

Y de pronto
voltea hacia mí
y ahora soy el observado.

Nos miramos
nos dejamos de mirar.

Y vuelvo a la foto
donde también aparezco
a su lado de la mano.

Sintiendo
que no debería alejarme.



POLAROID


Die geflügelten Rollschuhe
auf dem Playboyshirt
das mein Vater
auf einem Bild trägt
das 1982 aufgenommen wurde
scheinen
sich vom Bild abzuheben.

Mein Vater
den Horizont beobachtend
ungetrübt wie jetzt
wo er sich auf Canal 7
ein Fußballspiel anschaut
während ich ihn auf dem Sessel sitzend
betrachte.

Und plötzlich
dreht er sich zu mir um
und jetzt bin ich der Betrachtete.

Wir sehen uns an
Wir sehen uns nicht mehr an.

Und ich kehre zum Bild zurück
auf dem ich auch erscheine
neben ihm an seiner Hand.

Spürend
dass ich mich nicht entfernen sollte.


(Traducción Reinhard Becher)

* * *

Raúl Hernández wurde 1980 in Santiago de Chile geboren. Im Verlag La Calabaza del Diablo sind seine beiden Bände Poemas Cesantes (2005) und Paraderos Iniciales (2009) erschienen. Im Jahr 2003 erhielt der den Preis Premio Biblioteca Nacional / Fundación Mustakis und 2004 den ersten Preis im 2. Nationalwettbewerb für Poesie „Chilectra“. Er war Stipendiat der Stiftung Neruda (2002) und des Nationalen Lese- und Bücherrates (2004 und 2007). Im Jahr 2005 wurde er zum Lateinamerikanischen Poesiefestival „Salida al Mar“ (Buenos Aires, Argentinien) und im Jahr 2009 zum Mobiles Lateinamerikanischen Poesiefestival „Latinale“ (Berlin, Deutschland) eingeladen. Als gelernter Bibliothekar hat er für die Stiftung Germán Sánchez Ruipérez (Salamanca, Spanien, 2007) gearbeitet und ist derzeit für die Bibliothek von Santiago tätig. Ein Großteil seines dichterischen Werkes ist in diversen Anthologien und im Internet erschienen.

Proyecto cartonero en la SpukKommune

Del 22 al 24 de enero, recién inagurado el año, tendrá lugar en la SpukKommune, nuevo espacio cultural de la Rauchhaus, el proyecto Cartoneros con muestra de documentales, talleres de edición y recitales. Para la ocasión PapperLaPapp publicará los títulos Polaroid del chileno Raul Hernández y El trabajo del día de la argentina María Paz Levinson para la colección Zwei Zungen, libros bilingües, y Rheinsein del alemán Stan Lafleur para la coleccción Von Hier, con autores en lengua alemana.
Os esperamos.

jueves, 3 de diciembre de 2009

2da Feria de Yo no fui en el Rojas


Presentación del trabajo realizado por Yo no fui con mujeres de las cárceles de Ezeiza y con las que han recuperado su libertad. Feria de regalos: libros, cuadernos artesanales, diseño textil, tejidos y telar, comidas caseras. ● Lectura de poesía del taller de la Unidad Penitenciaria N°31. ● Muestra de fotografía estenopeica del taller de la U31. ● Proyección de videos. ● Músicos invitados.

Viernes 4 (Abierto de 10 a 22hs)
18hs. Inauguración de la muestra de fotografía estenopeica de la U31.
18:30hs. Valeria Cini (Recital)
19hs. Lectura de las integrantes del Taller de poesía de la U31, que se realiza desde el 2002. Presentación de la nueva edición del Fanzín 31, con poemas y otros textos surgidos en los talleres.
20hs. Paula Maffía (Recital)

Sábado 5 (Abierto de 10 a 22hs)
10hs. Apertura de la muestra
18hs. Guillermo Pesoa junto a Alejo Villarino, Claudio Rinaldi y Mariela Espinosa (Recital)
19 hs. Tomi Lebrero (Recital)

Realizado con el apoyo del Centro Cultural Ricardo Rojas y Fotodesing.
Agradecemos al Centro Cultural de España en Buenos Aires.

Yo no fui es una Asociación Civil y Cultural sin fines de lucro que trabaja en proyectos artísticos y productivos en los penales de mujeres de Ezeiza y, afuera, con las mujeres que salen en libertad.

miércoles, 2 de diciembre de 2009

Un poema de Timo Berger


Bringservice


Die Affen am Fenster, morgens
hinterm Milchglas, wissen
die Abfälle dieser Küchen
sind deliziös und erreichbar
Über der Loggia liegt kein scharfer
Alarm, auch wenn die Kolibris
im Tiefflug ihre Faden
Zungen in Honigtöpfe tauchen
Zu einem Frühstück nach Fitnessfibel
gehören Baummelonen in Scheiben
Zuckeraustauschstoffe, die Schlag
Zeile des Jornal do Brasil:
Niemand entführt dich
in die Nordstadt. Ein paar Füße
kosten nicht die Welt. Und wozu
haben die Märkte hier Delivery?



Servicio de entrega



Los monos en la ventana, por la mañana
tras el vidrio lechoso, saben
que los desechos de estas cocinas
son deliciosos y se consiguen
En la galería nadie
se alarma, aunque los picaflores
en vuelo rasante sumergen
sus lenguas de hilo en los tarros de miel
Un desayuno acorde a los manuales de salud
debe incluir papayas en rodajas
y edulcorante, el titular
policial del Jornal do Brasil:
Nadie te secuestra
en la zona norte. Un par de pies
no valen el mundo. ¿Y para qué
tendrán Delivery las tiendas de aquí?


(Traducción Cecilia Pavón)



El taller en FEZ






Os dejamos algunas fotos del taller de edición cartonera que realizamos con los alumnos de la Anna Frank-Oberschule con los que editamos algunos ejemplares de Ein paar Füsse kosten nicht die Welt de Timo Berger y Todo los demás son palabras (11 poemas de Loser) de David González.

martes, 1 de diciembre de 2009

Un poema de Ivo do Carmo


TUTTI FRUTTI SUMMER LOVE

O mundo está diferente mas há coisas que nunca vão mudar.
As Camones vão sempre gostar de rapazes novos,
vão querer sempre carne fresca
Zézé Camarinha,
O Último Macho Man Português

Aqui,
a 9000 quilómetros do inferno
as majestáticas areias de Palm Beach
não têm passado nem futuro
puro presente
fluxo de exótica fortuna
e ementas em inglês
na esplanada da marina
mexo um sex on the beach com o fura-bolos
enquanto um avião passa lentamente
a 840 km/h
no reflexo dos meus óculos de sol
sorrio
e o céu azul bate-me nos dentes/
admiro as loiras e os iates/
estou feliz e bronzeado/
faço adeus com um gesto à camone que lá vem/
logo à noite vestir a camisa branca
de punhos arregaçados
e ao balcão do bar do hotel
perguntar descontraidamente
where are you from?



TUTTI FRUTTI SUMMER LOVE

Die Welt ist eine andere, doch es gibt Dinge, die sich niemals ändern.
Die Ausländerinnen werden immer junge Burschen mögen,
werden immer frisches Fleisch wollen
Zézé Camarinha,
Der Letzte Portugiesische Macho

Hier,
9000 Kilometer von der Hölle
haben die majestätischen Strände Palm Beach´s
weder Vergangenheit noch Zukunft
pure Gegenwart
Ausfluß exotischen Reichtums
und Speisekarten in Englisch
auf der Terrasse des Jachthafens
rühre ich einen sex on the beach mit dem Zeigefinger
als ein Flugzeug langsam vorbeifliegt
mit 840 km/h
in der Spiegelung meiner Sonnenbrille
ich lache
und der blaue Himmel stößt mir an die Zähne/
ich bewundere die Blondinen und die Jachten/
ich bin glücklich und braungebrannt/
winke mit einer Geste der Ausländerin, die da kommt/
gleich, am Abend, das weiße Hemd angezogen
mit den hochgekrämpelten Ärmeln
und am Tresen der Bar des Hotels
auf entspannte Weise fragen
where are you from?


(Traducción Jana Winkler)